PS3 TEST: Enemy Front – Vom Journalisten zum Kriegshelden
Mit Enemy Front erreichte uns ein neuer Egoshooter für die Playstation 3. Wieder einmal setzt das Spiel auf das Szenario des zweiten Weltkrieges. Das eigentlich schon ausgelutschte Szenario beruft sich allerdings auf eine alternative Geschichte und alternative Schauplätze, die wir laut Publisher bisher noch nicht gesehen haben. Das macht uns natürlich neugierig. Wie das Spiel nun wirklich aussieht und vor allem ob es sich lohnt das Spiel zu kaufen, erfahrt ihr in unserem großen Enemy Front Test für Playstation 3.
In Enemy Front spielt ihr einen Journalisten, einen Kriegsberichterstatter, der eigentlich nur die Grauen des Krieges und der sich anbahnenden Naziherrschaft aufs Papier bringen sollte. Zusammen mit eurem Fotografen begebt ihr euch nach Deutschland, doch schnell stellt sich heraus, dass es nicht sonderlich sinnvoll ist als Amerikaner in Deutschland herumzurennen. Die Entscheidung der Flucht über die Schweiz ist schnell gefasst, doch eure Kontaktperson ist vom Widerstand, was die ganze Geschichte nicht wirklich einfacher macht. Als ihr am vereinbarten Treffpunkt allerdings mitbekommen müsst wie eure Kontaktperson gefangen genommen wird und ihre Begleiter brutal erschossen werden, seid ihr in Zugzwang. Dieser Zugzwang und die anschließende Befreiung eurer Kontaktperson festigt bei euch den Willen dem Widerstand zu helfen und vor allem der Naziherrschaft ein Ende zu setzen. Als Reporter gestartet, findet ihr euch in einem Krieg wieder der eigentlich nicht der eure ist.
Gute Grafik
Außer in den Zwischensequenzen findet sich im Spiel eine sehr interessante Grafik wieder. Die Umgebung ist sehr detailliert und schön gestaltet. So schrecklich der zweite Weltkrieg auch gewesen sein mag, so interessant ist doch die Umgebung, die euch immer wieder Highlights bietet, wie zum Beispiel bunte und weitläufige Blumenwiesen, die einfach nur idyllisch wirken. Das Setting in Polen und Umgebung kommt sehr interessant rüber und bietet uns mehr als nur ein bisschen, das sich zu sehen lohnt. Die gesamte Aufteilung ist sehr attraktiv gemacht und bringt uns an so einige interessante Orte wie zum Beispiel verfallene Burgen, alte Bauernhöfe und enge Straßenschluchten. Für Abwechslung ist auf jeden Fall gesorgt.
Abwechslungsreiche Level
Vorangetrieben durch die eigentliche Story finden wir uns immer wieder an neuen Schauplätzen wieder. Diese passen sehr gut zur Geschichte und sind in einigen Fällen fast unberührt vom Krieg. Das Leben als Widerstandskämpfer ist sicherlich kein leichtes und man kommt viel rum, das merkt man auch bei Enemy Front. Wir starten auf relativ weitläufigem Gebiet und kämpfen uns später immer weiter voran. Dabei erledigen wir die wichtigen Aufgaben, die wir vom Widerstand bekommen um dem Krieg ein Stück in die Richtige Richtung zu verhelfen. Dabei lässt Enemy Front aber kein Szenario aus. Ob wir nun Geiseln in einem Dorf retten müssen, unsere Freunde aus einer brenzligen Situation befreien oder Feuerschutz mit dem Scharfschützengewehr geben. Alles ist sehr gut aufeinander abgestimmt. Der Wechsel zwischen weitläufigen Landschaften und Straßenkämpfen ist durchaus attraktiv.
Einfache Steuerung
Wie in den meisten Egoshootern typisch ist auch die Steuerung von Enemy Front sehr einfach zu verstehen. Es gibt zwar kein Tutorial aber der Zugang zum Spiel ist einfach und sehr schnell geschafft. Der allgemeine Schwierigkeitsgrad ist so gehalten, dass wir uns langsam an das Spiel gewöhnen können. Dadurch ist nicht nur genug Zeit vorhanden sich in dem Spiel zurechtzufinden, sondern auch ausreichend Zeit sich an den steigenden Schwierigkeitsgrad zu gewöhnen. Fahrzeuge mussten wir während unseres Tests nicht fahren, es gibt also keine komplizierten Kleinigkeiten.
Interessante neue Story
Auch wenn der zweite Weltkrieg eigentlich ein wirklich ausgelutschtes Szenario ist, schafft es Enemy Front doch noch einen kleinen Schlupfwinkel zu finden. Dadurch muss man sich zwar auch nicht an konkrete historische Gegebenheiten halten, aber dennoch hat die Story ihren eigenen Charme entwickelt. Als Kriegsberischtserstatter mitten rein in den polnischen Wiederstand gegen die Nazis. Dabei kommen wir nicht nur ordentlich rum, sondern erfahren auch einiges über unsere Mitkämpfer. Jeder hat seine eigene Geschichte und die bekommen wir auch erzählt. Die Zwischensequenzen bringen uns dabei immer wieder ein Stück der Geschichte näher. Auch die persönliche Entwicklung unseres Protagonisten spielt hierbei eine große Rolle. Wir finden uns schnell in die Geschichte ein und können uns auch recht gut in die Geschehnisse einfühlen. Die Story ist auf jeden Fall neu und bisher in dieser Form noch nicht erzählt worden, zumindest nicht unseres Wissens nach.
Teilweise schlechtere Grafik
Enemy Front ist ein Spiel, das uns ein gutes Potential bietet. Dabei kann man natürlich einiges richtig machen, wie zum Beispiel die interessante Story. Dennoch kann man auch einiges falsch machen, wie zum Beispiel die Zwischensequenzen. Hier treffen wir auf eine wirklich schlechte Grafik. Oftmals hat man das Gefühl, dass das Ganze eigentlich eher auf alt getrimmt worden ist, aber dann gibt es auch wieder lichte Momente bei denen wir sehen: Nein die schlechte Qualität war eigentlich so nicht gewollt. Die Charaktere wirken teilweise aufgesetzt und verhalten sich absolut nicht so als wären sie mitten im zweiten Weltkrieg gefangen.
Ebenfalls bemerken wir immer wieder, vor allem bei schneller Bewegung, dass die Texturen sehr schnell matschig werden. Das scheint mit einer gewissen Bewegungsunschärfe zusammenzuhängen. Optisch bietet uns Enemy Front einiges zu sehen, allerdings nur wenn wir ruhig stehen.
Probleme mit historischen Ereignissen
Natürlich kann man eine alternative Story erfinden, die historisch nicht korrekt ist, wenn ich unseren Protagonisten allerdings in eine Geschichte reinwerfe, die Kriegsentscheidend sein könnte dann sollte sich der Entwickler mit historischen Schlachten und großen Heldentaten vielleicht eher zurückhalten. Das ist allerdings bei Enemy Front nicht der Fall. Wir haben hier weder eine passenden Hintergrund noch bekannte Ereignisse, alles ist erfunden, das merkt man leider an sehr vielen Stellen im Spiel.
Seltsame Gegner K.I.
Natürlich ist es klar, das unsere Feinde uns nicht übertrumpfen sollten, sodass wir in der Lage sind das Spiel auch zu gewinnen. Bekanntlich ist es kein Problem eine K.I. So zu programmieren, dass sie realistisch und effizient arbeitet, allerdings haben wir als Spieler dann keine Schnitte mehr und sicherlich keinerlei Chance mehr das Spiel zu gewinnen. Das ein wenig an der Leistung der K.I. geschraubt werden muss ist somit klar, aber Enemy Front schraubt so arg an der K.I., dass unsere Gegner teilweise einfach nur dumm sind, direkt vor uns stehen und uns nicht bemerken. In anderen Momenten sind unsere Feinde allerdings schlau und suchen sich alternative Routen, Angriffsmöglichkeiten von hinten und einiges mehr. Dennoch ist die gesamte K.I. Recht durchwachsen und kann uns nicht so wirklich begeistern. Immer wieder fragen wir uns was das ganze soll. Wir haben allerdings bis heute keine passende Antwort darauf gefunden warum die K.I. Ihre lichten Momente hat, wenn sie ansonsten relativ minderwertig erscheint. Teilweise lassen unsere Gegner uns sogar in Ruhe, wenn wir gewisse Schlüsselpunkte überschreiten. Ein wenig seltsam kommt das schon rüber.
Insgesamt abgedroschenes Gameplay
Natürlich hat Enemy Front eine interessante Geschichte aber im allgemeinen spielt es sich nicht anders als andere Egoshooter. Teilweise kommt Enemy Front ein wenig als Low Budget Spiel rüber und kann nicht auf voller Linie begeistern. Wir haben ein wenig das Gefühl das Spiel schon gespielt zu haben. Insgesamt wirkt Enemy Front abgedroschen, innovationslos und typisch für das Genre. Die Highlights fehlen Enemy Front und das Gameplay kann uns auch nicht sonderlich überraschen. Es ist weder sonderlich schnell noch extrem abwechslungsreich, auch wenn die Level schon einiges bieten können. Irgendwie wirkt Enemy Front wie jeder andere Egoshooter auch und versinkt auf Dauer ein wenig im Einheitsbrei. Das gewisse etwas fehlt einfach.
Fazit & Bewertung
Enemy Front ist der neueste WW2 Egoshooter für Playstation 3. Auch wenn das Spiel für die letzte Konsolengeneration erschienen ist, muss es deshalb nicht schlecht sein. Das Spiel hat Potential und bietet uns eine sehr interessante Geschichte. Vom Reporter zum Kriegshelden, das ist interessant und bietet uns eine Menge Einblicke in die eigentlichen Geschehnisse des Krieges. Trotzdem fehlt Enemy Front das gewisse etwas. Auch wenn wir uns schnell ins eigentliche Gameplay einfinden scheint das Spiel mehr Einheitsbrei zu sein als vollwertiges Spiel. Schade eigentlich, denn Enemy Front hätte so viel mehr an Potential gehabt.
Letztlich sind es Grafik und Zwischensequenzen, die uns immer wieder ein wenig stören. Gerade die Zwischensequenzen, die ein Spiel eigentlich zum Leben erwecken sollen halten sich in Qualität und Ansehnlichkeit ordentlich zurück, sodass wir nur mäßig begeistert sind. Die Tatsache, dass es keinerlei historische Bezüge gibt und wir teilweise große Schlachten entscheiden ohne das es diese wirklich gegeben hat stört uns auch ein wenig.
Letztlich fehlt Enemy Front das gewisse etwas. Ein Egoshooter, der sich dem Einheitsbrei verschrieben hat, uns zwischendurch einige ansehnliche Moment in Sachen Standbild bietet, aber nicht letztlich überzeugen kann. Enemy Front ist und bleibt mehr oder minder ein typischer Egoshooter.

Singleplayer: | 8,5 | |
Gameplay: | 8 | |
Grafik: | 7,0 | |
Sound: | 7,5 | |
Multiplayer: | - |