Die schlechtesten Strategien für Zocken
Mit einer lässigen Handbewegung die Chips auf den Tisch legen, Karten aufdecken oder die Roulettekugel ausrollen lassen, und als dicker Gewinner vom Tisch aufstehen – wer träumt nicht spätestens seit Superagent James Bond davon, im Casino als Held dazustehen?
Dabei kann das schnell daneben gehen, wenn die falsche oder gar keine Strategie verfolgt wird.
Ein beliebter Fehler beim Roulette ist eine Fehleinschätzung von Wahrscheinlichkeiten. Die berühmt-berüchtigte Verdoppelungsstrategie beim französischen Roulette klingt auf den ersten Blick überzeugend, ist aber so wenig wasserdicht wie ein Sieb. Beim französischen Roulette besteht der Tisch aus 37 Feldern. Die Null ist grün unterlegt, und jeweils 16 Felder sind rot und schwarz. Anhänger der Methode setzen stets auf Farben. Entscheidet sich ein Spieler zum Beispiel für Rot, bleibt er dabei, bis er verliert. In der nächsten Runde setzt er erneut auf Rot, aber den doppelten Einsatz, und so weiter.
Die Grundidee ist, dass nach dem Erscheinen einer Farbe die Wahrscheinlichkeit steigt, dass in der nächsten Runde eine andere Farbe gewinnt – nach schwarz würde danach voraussichtlich wieder rot kommen, und bei einem verdoppelten Ensatz würde der Spieler Kasse machen. Doch das ist eine Fehlkakulation, denn mit jedem neuen Spiel bleiben die Wahrscheinlichkeiten die gleichen wie vorher. Es kann daher durchaus zehn Mal in Folge rot oder schwarz kommen, verdoppelt werden dann nur die Verluste. Ur-Bond Sean Connery soll in den 60er Jahren 17 Mal hintereinander auf Rot gesetzt und gewonnen haben.
Ähnlich wie bei der Verdoppelungsstrategie funktioniert die Logik, wenn Zocker fest davon überzeugt sind, dass ihre Pechsträhne jeden Moment enden muss. Schließlich spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, dass irgendwann ein gutes Blatt kommt, die Kugel ins richtige Feld rollt und der erwartete dicke Topf alles wieder gut macht.
Dabei wissen selbst Profis, dass jeder mal einen schlechten Tag haben kann. Der Pokerweltmeister von 2008, der deutsche Pius Heinz, der mittlerweile in Österreich lebt, strich damals in Las Vegas bei der World Series of Poker satte 8,7 Millionen US-Dollar an Preisgeld ein. Im Jahr darauf schaffte der zu dem Zeitpunkt 23-Jährige, der ursprünglich mit Online-Casinospielen bei Anbietern wie William Hill das Zocken gelernt und seine Strategien verfeinert hatte, es nicht mal mehr ins Finale.
Doch nicht nur wer immer weiter in die Tasche greift, weil sich das Blatt ja irgendwann wenden muss, setzt auf die falsche Strategie. Auch eine Glückssträhne ist trügerisch, wenn sie zu unkalkuliert hohen Einsätzen verführt, weil man ja gerade nicht verlieren kann. Und obwohl die Regeln auch beim Poker schnell gelernt sind, heißt das noch lange nicht, dass der Spieler deshalb auch mit den Feinheiten vertraut ist. Für ein Pokerblatt mit fünf Karten gibt es 2.598.960 Möglichkeiten – ohne viel Übung kann das kaum jemand überschauen.
Wer es riskant liebt, ist außerdem schlecht beraten, wenn er nur auf die Karten achtet. Echte Pokerspieler wissen, dass das Entscheidende immer noch die Psychologie ist. Wer sich beim bluffen, überbieten oder unterbieten durch verräterisches Muskelzucken oder online durch überlanges Warten oder unangemessene Einsätz eine Blöße gibt, kann auch mit einem guten Blatt rasch von einem Experten mit einer schwachen Hand ausgetrickst werden.
Im Gegenzug gibt es indes auch etliche erfolgversprechendere Strategien. Wer Poker um niedrige Einsätze spielt und die Zeit nach dem etwaigen Aussteigen dazu nutzt, das Verhalten seiner Kontrahenten gründlich zu studieren, erhöht seine Chancen. Um sich selbst besser einschätzen zu können, führen viele ehrgeizige Zocker in der Anfangszeit im Online-Casino Buch über ihre jeweiligen Entscheidungen und die ihrer Gegner. Wer schwarz auf weiß sieht, wo und wie die meisten Gewinne und die häufigsten Verluste verzeichnet wurden, kann an seiner Strategie feilen.
Das Kartenzählen beim Blackjack ist eine Strategie, die der amerikanische Mathematikprofessor Edward Thorp 1960 mit Hilfe eines Rechengehirns an seiner Universität entwickelt und erfolgreich in die Praxis umgesetzt hatte. Dabei geht es um die Veränderungen in der Wahrscheinlichkeit, die mit jeder ausgespielten Karte einhergehen. Der Professor sprengte bei einem seiner ersten Versuche im Casino binnen weniger Stunden gleich zwei Mal die Bank. Seine Glücksformel behielt er nicht für sich, sondern veröffentlichte sie in Buchform. Nach nicht allzu langer Zeit erteilten ihm die Casinos Hausverbot – ein Schicksal, das noch heute diversen Kartenzählern widerfährt.
Unumstritten, aber ebenfalls bei den Casinos nicht extrem beliebt ist es, wenn sich ein Blackjack-Spieler als einziger Zocker an einen Tisch setzt. Das liegt daran, dass die Chance auf höherwertige Karten sich desto mehr verringern, je mehr Spieler an einem Tisch gegen den Dealer antreten. Im Gegensatz zum Kartenzählen muss man hier kein Aufsehen erregendes mathematisches Talent besitzen.
Leicht verrechnen können sich Zocker, die gezielt auf hohe Einsätze spekulieren, weil die Gewinne entsprechend hoch ausfallen. Beim Roulette bringt etwa die richtige Zahl das 35-fache des ursprünglichen Einsatzes, wenn nur auf eine Zahl gesetzt wird. Setzt der Spieler hingegen auf geteilt, also zwei Zahlen, bekommt er im Falle eines Gewinns den 17-fachen Einsatz. Wer auf die zwölf Zahlen einer Kolonne setzt, ist lediglich mit 2:1 dabei. Allerdings macht sich das auch in der Chancenstatistik bemerkbar. Die Wahrscheinlichkeit, eine einzelne Zahl zu treffen, liegt bei 2,8 Prozent. Bei einer Kolonne sind es hingegen 32,4 Prozent.
Übrigens ist nicht einmal Geheimagent 007 auf Dauer unschlagbar. In „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ verlor James Bond 1969 beim Baccarat als Sponsor der schönen Tracy 200.000 Franc, gewann aber dafür ihre Aufmerksamkeit und ihr Vertrauen, und schließlich sogar ihre Hand vor dem Traualtar.
Den bisher größten finanziellen Gewinn strich der von Ian Fleming geschaffene Geheimdienstler 2006 in „Casino Royale“ ein. Um den Schurken Le Chiffre auszumanövrieren, riskierte Bond bei einem Highroller-Turnier die größten Einsätze seiner Karriere. Nach einem nervenzermürbenden Poker-Duell ging er zumindest kurzfristig mit einem Gewinn von 115 Millionen Dollar plus einem Aston Martin als Sieger hervor.
Dabei verfolgte Bond allerdings auch die bislang mit Abstand erfolgversprechendste Strategie: Das Geld, das er so kühn aufs Spiel setzte, kam von vornherein nicht aus seiner eigenen Tasche.
In solchen Fällen lassen sich auch Verluste durch haarsträubende Manöver leichter verschmerzen.